ChatGPT und alles wird gut

ChatGPT: das Tool, das unsere Welt besser machen wird

Spoiler: Nein, dies wird keine weitere Textverarbeitung eines ChatGPT-Auswurfs. Vielmehr ein Loblied auf das neue Tool, das die Textwelt zu einer besseren machen wird. Garantiert!

Es war doch klar, dass digitale Tools nicht bloß als Übersetzungshelferleins ihr Dasein fristen werden. Es wäre eine echte Niederlage der gesamten KI-begeisterten Digiwelt gewesen. Zumal schon in den vergangenen Jahren viele Gebrauchstexte von immer besser werdenden Tools getextet wurden. Mit ChatGPT ist nun ganz offensichtlich aber ein richtig großer Schritt in der automatischen Textgestaltung passiert. Einer, der Google dazu veranlasst hat, erste Krisenmeetings abzuhalten. Und gleichzeitig zu erklären, dass man selbst „zumindest 20 derartige, bloß noch viel bessere Tools“ in der Pipeline habe.

Alles schön und gut. Tatsache ist: In den kommenden Monaten und Jahren werden die Nachfahren von ChatGPT in unseren Alltag integriert werden. Das steht aus meiner Sicht außer Frage. Derartige, auf künstlicher Intelligenz basierende Lösungen, werden tadellose Texte verfassen, Grundlagen für kreative Prozesse liefern und komplexe Zusammenhänge in wenigen Worten zusammenfassen, um sie verständlich zu machen.

Habt ihr keine Angst vor ChatGPT?

Für diesen Blick in die nahe Zukunft bedarf es weder großen Fachwissens, tiefen Medienverständnisses oder einer KI. Es ist offensichtlich. Dementsprechend prasseln von allen Seiten auch Fragen auf uns als Content-Agentur herein. Hast du nicht Angst? Zerstört das nicht euer Geschäftsmodell? Werdet ihr viele Kundinnen verlieren?

Es sind Fragen, die mich anfangs verwundert haben. Dann amüsiert. Bis ich verstanden habe, woher diese Fragen rühren und wie sehr sie der Beweis dafür sind, dass wir als UND jede davon mit „Nein“ beantworten. Diese Fragen beweisen im Grunde das, was ich seit Jahren sehr kritisch sehe:

„Nur, weil alle Menschen in der Lage sind zu schreiben, glauben auch alle Menschen, schreiben zu können.“

Doch das ist – sorry to say – genauso wenig korrekt wie zu sagen, alle Menschen können fotogafieren, bloß weil das Smartphone über eine total tolle Kamera verfügt.

Dieses Faktum, dass jede zum geschriebenen Wort einen Zustand hat, hat es uns in unserer Arbeit in der Vergangenheit immer wieder eher schwerer als leichter gemacht. Kundinnen begreifbar zu machen, dass „guter Text“ gewissen Kriterien folgen muss, um ein „guter Text“ zu sein, ist nicht immer einfach zu vermitteln. Dass „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“ kein Feedback ist, mit dem wir arbeiten können, ebenso wenig.

Win. Win. Win.

ChatGPT und Konsorten werden für all diese Kundinnen in Zukunft sicher unglaublich gern und ohne zu murren Texte tausendfach neu schreiben, bis sie gefallen. Das ist aus meiner Sicht ein erster großer Grund zu jubeln. Denn: Dann sind am Ende alle happy. Schließlich hat eine Maschine weder Gefühle noch muss sie sich an Arbeitszeiten oder Gehaltsvorgaben halten. Win, win, hurra!

Außerdem aber wird auf diese Art und Weise die individuelle, exakt für ein Unternehmen oder Produkt und die jeweilige Situation, den jeweiligen Kontext zugeschnittene Textebene einen ganz neuen Stellenwert erfahren. Das heißt für uns als Schreiberlinge: Motivation – hoch! Juhu! Das heißt für unsere Kundinnen: Qualität noch höher! Juhu! Und es heißt für mich persönlich, dass eine Differenzierung in Gang gesetzt werden wird, die uns gerade in den vergangenen Jahren so sehr gefehlt hat.

Fake News. Schlampiger Journalismus. Gekaufte Medienflächen. Eine frustriert abwandernde Leserinnenschaft. Das sind derzeit große Themen, mit denen wir uns in der Medienwelt viel intensiver hätten auseinandersetzen sollen, als wir es getan haben. Vielleicht auch deshalb, weil der Leidensdruck zu gering war. Vielleicht, weil dem wertvollen Inhalt zu wenig Wertschätzung beigemessen wurde. Vielleicht, weil es einfach keinen echten Grund gab, etwas verändern zu wollen.

Journalismus? Wird ChatGPT nie können!

Nun wird eben diese journalistische Welt jene sein, die Dinge kann, die ChatGPT und Konsorten nicht können und wohl noch sehr lange nicht können werden. Ein Interview vorbereiten, die Fragen stellen, währenddessen vom Leitfaden abweichen, weil anderes plötzlich relevanter erscheint? Ist für eine Maschine noch nicht möglich. Das Ergebnis zu begreifen, im richtigen Kontext journalistisch zu bearbeiten, die Atmosphäre des Gesprächs und die Ausstrahlung der Person mitschwingen lassen? Ist für eine Maschine noch nicht möglich. Gleiches gilt für Reportagen und Recherchen, die durch sich selbst neue Wendungen nehmen. Kurz gesagt: Journalistische Arbeit hat mit ChatGPT nichts gemein.

Wenn ich diese beiden Ebenen nun verschmelze, bekomme ich folgendes Ergebnis: Text, der bis dato schon wenig Wert hatte, wird in Zukunft von Tools wie ChatGPT verfasst werden, wodurch individueller Text an Wertigkeit gewinnen wird. Gleichzeitig erfährt die Recherche, die Verarbeitung von korrekt recherchierten Informationen und Inhalten eben deshalb einen Aufschwung. Dieser wird außerdem noch dadurch befeuert, dass KI immer nur auf im Internet vorhandene Informationen zugreifen können wird. Und da das Internet heute überfüllt ist von irreführenden und falschen „alternativen Fakten“, verwundert es wenig, dass aktuell ungefähr 80 Prozent der gelieferten faktenbasierten Inhalte von ChatGPT schlichtweg falsch sind.

Fake News mit ChatGPT enttarnen

Ich glaube, dass ChatGPT und Co endlich die Lösung sein werden, um Fake News zu enttarnen. Weil sie den Wert von Recherche und Inhalt hochzuhalten helfen werden. Vielleicht gar neu definieren werden. Sie werden durch ihre Fehleranfälligkeit den Blick auf unsere Welt differenzierter machen.

Schön, dass wir als Agentur unseren Fokus aller Widrigkeiten zum Trotz stets auf journalistische Inhalte gelegt haben.